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| Die Geschichte von Sophie Schober

Bei Sophie Schober versagen mit Mitte zwanzig die Nieren. Anfang des Jahres spendet ihr Vater ihr eine seiner Nieren – eine Lebendspende, die ihr das Leben zurückgibt. Unser Video dokumentiert Sophies Weg rund um die Transplantation. Und Sophie erzählt ihre Geschichte selbst – als Journalistin, Patientin und Tochter.
Mehr dazu auch im UKM-Podcast „Risiko und Nebenwirkung“ – gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt, Prof. Stefan Reuter.

Zweites Leben mit Papas Niere

„An manche Momente im Leben erinnert man sich lange und intensiv. Bei mir gibt es zwei solcher Momente. Einmal den, als ich die Diagnose Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht erhalten habe und einmal, als ich nach meiner Nierentransplantation wieder aus der Narkose erwachte und wusste, dass mit der erfolgreichen Operation ein wichtiger Meilenstein geschafft ist. Doch von vorn und der Reihe nach. 

Seit Februar 2021 weiß ich von meiner Niereninsuffizienz. Das erste Nierenversagen konnte gut behandelt werden, nachdem eine Diagnose gestellt wurde. Doch im Dezember 2022 versagten meine Nieren erneut, so wurde ich dialysepflichtig. Klar war auch: Nur eine Nierentransplantation würde meine gesundheitliche Situation langfristig verbessern können. Angefangen habe ich mit Hämodialyse. Aber für die Behandlung musste ich dreimal in der Woche für vier Stunden ins Dialysezentrum, was meinen Alltag enorm einschränkte 

Nach einigen Gesprächen mit meinen Ärzten entschied ich mich im März 2023 für die Peritonealdialyse, eine Dialyseform, bei der das Bauchfell als Filter dient und alle Giftstoffe in einer Glucoselösung gebunden werden, die eine Maschine nach und nach in den Bauch pumpt. Diese Form der Dialyse gab mir eine neue Freiheit, denn ein kleiner Schlauch im Bauch machte es mir möglich, die Entgiftung selbstständig daheim durchzuführen. Und das Beste: Die Dialyse lief nachts, während ich schlief. Ich verlor also am Tag keine Zeit mehr. Durch die Selbstständigkeit gewann ich auch wieder Mobilität zurück, konnte endlich auch wieder spontaner in den Urlaub fahren. 

Doch auch die Bauchfell-Dialyse war für mich keine dauerhafte Lösung. So kam ich im Mai 2023 in die Transplantationsambulanz ins UKM.

Bei den ersten Gesprächen wurde mit klar, dass es bis zur Transplantation ein langer Weg sein würde. Denn die meisten Patientinnen und Patienten warten viele Jahre auf ein passendes Organ – eine Dekade ist keine Seltenheit. Und bevor an eine Transplantation überhaupt zu denken ist, braucht es etliche Voruntersuchungen – unter anderem in Kardiologie, Gefäßchirurgie, Gynäkologie und Radiologie. So sollte sichergestellt werden, dass ich fit genug für die Transplantation bin. 

Doch es gab noch eine zweite Möglichkeit, eine neue Niere zu erhalten, die sogenannte Lebendnierenspende. In meiner Familie gab es gleich mehrere Familienmitglieder, die mir eine Niere gegeben hätten. Am Ende aber erklärte sich mein Vater bereit, eine seiner Nieren zu spenden, damit meine Wartezeit kürzer wird. Damit ging auch für ihn ein Untersuchungs-Marathon los, denn ein Mensch darf nur bei bester Gesundheit eine seiner Nieren spenden. Einige Untersuchungen später dann der Moment der Erleichterung für uns beide: Einer Lebendnierenspende stand nichts im Weg. 

Gut zwei Jahre nach den ersten Untersuchungen stand am 28. Januar 2025 die Transplantation an. Sie war erfolgreich: Noch im OP-Saal hat die neue Niere losgelegt. Zwar war ich erschöpft von der Narkose und hatte Schmerzen rund um meine Wunde, aber die Erleichterung über die gelungene Operation überwog und ich konnte mich nun vollkommen auf meine Genesung konzentrieren. 

Schon einen Tag nach der Operation stand ich aus meinem Krankenbett auf, einen weiteren Tag später machte ich meine ersten Schritte über die Intensivstation. Nach sechs Tagen dann durfte ich auf eine Normalstation. Dort wurden die Immunsuppressiva, die ich ab jetzt an jedem Tag meines Lebens einnehmen muss, eingestellt und auch mein Kreatininwert musste weiter beobachtet werden. Während des Wartens fiel mir der Gang in das Café auf der Etage 21 im Dachgeschoss von Tag zu Tag leichter, kaum zu glauben, dass ich wenige Tage zuvor mehrere Stunden im OP-Saal lag. Ich war überrascht, wie schnell es mir wieder gut ging. Neben der fürsorglichen Betreuung der Ärzte und des Pflegepersonals war es auch die Unterstützung meiner Familie, meines Partners und meiner Freunde, die mich jeden Tag besuchten und mir die Zeit im Krankenhaus kurzweilig und angenehm machten, die mir auf die Beine half. Nach insgesamt 13 Tagen konnte ich gesünder, mit funktionierender Niere und ganz viel Freude über meine neu gewonnen Freiheit die Klinik verlassen.

| Sophie Schober im Podcast Risiko und Nebenwirkung

| FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Organspende

Nein. Sie entscheiden, was Sie ggf. spenden wollen. Über die Eignung der jeweiligen Organe entscheiden Ärzt*innen zum Zeitpunkt der Spende; das kalendarische Alter ist hier nicht maßgeblich. Gehörknöchelchen und Augenhornhäute können völlig unabhängig vom Alter gespendet werden.

Nur bei einer Krebserkrankung und einem positiven HIV-Befund wird eine Organspende grundsätzlich ausgeschlossen. Bei allen anderen Erkrankungen wird jeweils im Falle einer Spende entschieden.

Aus dem Koma können Menschen erwachen. Beim unumkehrbaren Funktionsverlust des Gehirns ist das nicht möglich. Dieser Verlust, auch Hirntod genannt, bedeutet den Tod und ist damit endgültig.

Ihre Einstellung zur Organspende hat keine Einfluss darauf: Erst nachdem alle Bemühungen Ihr Leben zu retten nicht verhindern konnten, dass das Gehirn seine komplette Funktion verloren hat (Hirntod), werden Fachärzt*innen zur Feststellung des unabänderlichen Funktionsverlustes des Gehirns konsultiert. Nur wenn das Einverständnis zur Organspende vorliegt, bestätigt Fachpersonal der Deutschen Stiftung für Organtransplantation dann vor Ort den Tod. Erst dann wird das Transplantationsteam beauftragt, Organe und/oder Gewebe zu entnehmen.

Nein. Eine Organspende kann nur bei Menschen erfolgen, deren Hirnfunktionsverlust (Hirntod) auch nachgewiesen worden ist. Dazu müssen die Herz- und Kreislauffunktionen während dieses Zeitraums künstlich aufrechterhalten werden. Dies ist nur auf einer Intensivstation möglich.